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Nachschau MV-Tourismustage 2024: Tourist-Information am Scheideweg – was sich jetzt verändern muss

02.12.2024

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3 min

Auf den MV-Tourismustagen 2024 wurde im Workshop "Tourist-Information am Scheideweg" unter der Leitung von Matthias Burzinski und Claudia Moll von destinetCHANGE anhand der Studie "Future.TI 2024" ein intensiver Blick auf die Zukunft der Tourist-Informationen (TIs) geworfen. Die Ergebnisse zeigen ein komplexes Bild zwischen Tradition und Transformation.

Die aktuelle Situation: Zwischen Potenzial und Ressourcenmangel
Die Analyse der gegenwärtigen Situation offenbart ein interessantes Paradoxon: Einerseits bleiben Tourist-Informationen mit einer Nutzungsquote von über 64 Prozent zentrale Anlaufstellen für Reisende, andererseits kämpfen sie mit erheblichen strukturellen Herausforderungen. Ein Großteil der TIs arbeitet mit sehr begrenzten Ressourcen – 41 Prozent haben drei oder weniger Mitarbeiter, über ein Drittel verfügt über ein Budget von weniger als 100.000 Euro. Besonders kritisch ist die geringe Refinanzierungsquote: Ein Drittel der TIs erreicht nicht einmal zehn Prozent Eigenfinanzierung.

Überraschende Entwicklungen bei den Besucherstrukturen
Entgegen mancher Erwartungen zeigt sich eine interessante Entwicklung bei den Besucherstrukturen. Gerade jüngere Zielgruppen (hierunter vor allem junge Familien) entdecken die Tourist-Informationen neu für sich. Dabei zeichnet sich ab, dass TI-Besuchende keineswegs technikavers sind – im Gegenteil: Sie nutzen überdurchschnittlich viele verschiedene Informationskanäle und sind digital sehr affin. Diese Besuchenden generieren auch eine höhere Wertschöpfung, was sich besonders deutlich bei den Ausgaben für Souvenirs zeigt. Der positive Effekt ist vermutlich auch darauf zurückzuführen, dass wieder mehr Auslandsreisen getätigt wurden. Es kann aber auch am Zustand der lokalen TI liegen, wenn sich vor Ort eher rückläufige Tendenzen zeigen.

Die digitale Transformation: Große Pläne, knappe Ressourcen
Im Bereich der digitalen Transformation, insbesondere bei der Integration von Künstlicher Intelligenz, zeigt sich eine deutliche Diskrepanz zwischen Wunsch und Wirklichkeit. Während das Potenzial erkannt wird, nutzen bisher nur 17 Prozent der TIs KI-Anwendungen aktiv. Weitere 28 Prozent planen oder diskutieren den Einsatz. Die Haupthindernisse sind dabei:

  • Ein Mangel an KI-spezifischem Know-how (63 Prozent)
  • Fehlende personelle Ressourcen (53 Prozent)
  • Begrenzte finanzielle Mittel (47 Prozent)
  • Unzureichende digitale Infrastruktur (42 Prozent)

Die Tourist-Information der Zukunft: Mehr als nur Information
Die Ergebnisse zeigen deutlich: Die Tourist-Information der Zukunft muss sich von einer reinen Informationsstelle zu einem inspirierenden Begegnungsort entwickeln. Dabei kristallisieren sich mehrere zentrale Entwicklungsfelder heraus:

1. Hybride Beratungskonzepte
Die persönliche Beratung bleibt das Herzstück der TI-Arbeit, wird aber zunehmend durch digitale Formate ergänzt. Entscheidend ist dabei nicht die Quantität der eingesetzten Technologie, sondern die Qualität der Gesamterfahrung für den Gast. KI wird in weiten Teilen die persönliche Beratung ergänzen und auch ersetzen. 

2. Räumliche Neugestaltung und Szenographie
Tourist-Informationen entwickeln sich zu Erlebnis- und Begegnungsorten sowie ganzheitlichen Welcome-Centern. Die räumliche Gestaltung muss diese Funktion unterstützen und verschiedene Nutzungsszenarien ermöglichen bzw. kombinieren – von der klassischen Beratung bis hin zu interaktiven Erlebnisbereichen. Die verbleibenden Top-TIs werden zu „Dritten Orten“. 

3. TIs als lernende Organisationen
TIs müssen sich zu lernenden Destinationen entwickeln, in denen Innovationen und neue Erlebnisformen für Gäste entwickelt werden, aber auch Mitarbeitendenzentrierung und -zufriedenheit im Fokus stehen. Sie werden zu gemeinwohlorientierten, flexiblen und lernenden Einheiten, die sich künftig schneller und agiler auf neue Herausforderungen einstellen müssen.  

4. Strukturelle Anpassungen
Die Studie zeigt deutlich: Nicht alle TIs werden das leisten können. Künstliche Intelligenz wird nicht mehr leistungsfähige Einheiten unter Druck setzen. Das werden nicht alle TIs überleben, weshalb es jetzt von essenzieller Bedeutung ist, diesen Umstrukturierungsprozess aktiv zu gestalten.

Handlungsempfehlungen für die Transformation
Für eine erfolgreiche Transformation der Tourist-Informationen wurden konkrete Handlungsempfehlungen entwickelt:

1. Strategische Neuausrichtung:

  • Klare Definition der eigenen Rolle und Kernkompetenzen
  • Realistische Einschätzung der verfügbaren Ressourcen und Überlebensfähigkeit
  • Entwicklung eines spezifischen Profils oder neuer Strukturen im Netzwerk

2. Digitale Integration:

  • Schrittweise Einführung digitaler KI-Tools
  • Fokus auf echten Mehrwert statt Technologie um ihrer selbst willen
  • Aufbau von digitalen und Daten-Kompetenzen im Team

3. Erlebnisorientierung und Willkommenskultur:

  • Entwicklung inspirierender, markenkonformer Raumkonzepte, die Geschichten erzählen
  • Schaffung von Begegnungsmöglichkeiten als neue Form der „sozialen Immersion“ (Eintauchen in die Destination)
  • Entwicklung einer neuen Willkommenskultur

Ausblick
Die Tourist-Informationen stehen vor der Herausforderung, sich neu zu erfinden, ohne ihre Kernkompetenzen zu verlieren. Der Workshop machte deutlich: Es geht nicht um die Frage, ob sich Tourist-Informationen wandeln müssen, sondern wie dieser Wandel gestaltet werden kann. Die begrenzten Ressourcen zwingen dabei zu klugen, fokussierten Entscheidungen.

Download: Ergebnisse der eigenland®-Session

Die Ergebnisse der Studie Future.TI 2024 gibt es ab Ende 2024 im Shop von destinet.de: shop.destinet.de


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